Prosopagnosie? Was sich vielleicht wie eine einsame Insel anhört, ist eine Erkrankung.
Abgeleitet vom griechischen "prosopon" (Gesicht) und "agnosia" (Nichterkennen) beschreibt Prosopagnosie die fehlende Fähigkeit Gesichter (wieder) zu erkennen.
Wie das menschliche Gehirn Gesichter analysiert und speichert, ist weiterhin Gegenstand der Forschung und bislang nicht vollständig entschlüsselt. Was man weiß, ist dass es drei wichtige Areale für die Verarbeitung von Gesichtern gibt - den Gyrus fusiformis (in der Schläfenregion), den Gyrus occipitalis (am Hinterkopf) und den Sulcus temporalis superior (in der Schläfenregion), die eng miteinander in Verbindung stehen.
Hier: Ein vereinfachtes Schema der Gesichtserkennung
Es werden grundlegend 2 Formen unterschieden:
Beide Formen können sowohl erworben (bsp. Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma) als auch angeboren sein - inwiefern Brad Pitt damit aufgewachsen ist oder es im späteren Leben erworben hat, ist unbekannt.
2015 startete ein weiterer Trend, der sich schlagartig entwickelte und die Welt der sozialen Medien eroberte - mit dem Peak in den Jahren vor der Corona-Pandemie....
Für mehr Lookalikes - "22 People Who Look Exactly Like the Kardashians/Jenners" (Cosmopolitan)
In den sozialen Medien tummelten (und tummeln) sich abertausende von kleinen Mini-Kims, Mini-Kylies und Mini Arianas.
Ein Verlust der hochzuhaltenden Individualität und die Gestaltung eines Social-media-Schönheitsideals.
Minions-ähnliches Bild in den sozialen Medien: Gesichtskonturen, Gesichtsformen, Nasen, Lippen, Haare, Schminkstil und Kleidung - all the same: kein Platz für Individualität.
Kein Wunder, dass es schwieriger wird Gesichter zu identifizieren.
Aktuell gibt es kein „Heilmittel“ gegen Prosopagnosie. Menschen mit Prosopagnosie bedienen sich anderer Merkmale wie der Stimme, den Händen, der Gangart, Kleidung oder Frisuren, um Personen zu identifizieren. Bei Patienten mit apperzeptiver Prosopagnosie wird versucht mithilfe von Übungen die Wahrnehmung zu schulen - Unterschiede aktiv wahrzunehmen. In einer Welt lauter Minions ein nahezu unmögliches Unterfangen.
Kein Wunder also, dass die „Prosopagnosie" in einer Welt ohne Individualität zunimmt.
Geschätzt leiden ca. 2% der Bevölkerung an Prosopagnosie. Die Dunkelziffer ist vermutlich höher, da vielen nicht bewusst ist, dass sie daran leiden. Allen gemein ist die Schwierigkeit Bekannte zu erkennen.
Einen offiziellen Test zur selbstständigen Diagnose der Prosopagnosie gibt es nicht. Es sind eine Vielzahl an Kriterien notwendig, um eine solche Diagnose zu stellen.
Einige Tests, wie bsp. der Cambridge Face Memory Test oder der Glasgow Face Matching Test, können als Indiz für eine Prosopagnosie herangezogen werden. Vielleicht hat sich auch Brad Pitt einer dieser Test bedient.
Es ist 2022 und Minions 2 läuft in den Kinos, begleitet von einer sinnlosen Tik Tok Challenge (#GentleMinions), die wieder ein Minion-ähnliches Bild prägt, bei dem junge Männer mit Anzügen das Kino besuchen. Der Minion Trend hat einen erneuten Schub erfahren und die Suche nach dem (nächsten) Mini-Boss lässt nichts Gutes für die baldige Zukunft erahnen und kommt Menschen mit Prosopagnosie nicht wirklich entgegen.
Was wir zumindest wissen: Brad Pitt wird sich der TikTok Challenge nicht anschließen und präferiert das Eigenheim.
Vielleicht ähnelt Prosopagnosie mehr einer einsamen Insel als man vermutet.
Copyright - Alle Rechte vorbehalten.
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